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 Was ist Zoeliakie ?

Wer sich mit Durchfall, Bauchschmerzen und ständiger Müdigkeit plagt, glaubt meist, an einer schweren Magen-Darm-Infektion zu leiden. Groß ist dann der Schock, wenn er - häufig nach einer Odyssee von Arzt zu Arzt - erfährt, daß es eine Zöliakie ist, auch als sogenannte einheimische Sprue bekannt. Nicht immer wird sie gleich diagnostiziert, denn die Anzeichen können auf eine Vielzahl von Erkrankungen hindeuten.

Es handelt sich um eine schwere, vermutlich erbliche Stoffwechselstörung.

Betroffene vertragen Klebereiweiße heimischer Getreidesorten nicht, das sogenannte Gluten (siehe Medizinlexikon), das hauptsächlich in Roggen, Weizen und Gerste, weniger in Hafer, Dinkel und Grünkern enthalten ist.

Eine Überempfindlichkeit führt zu einer übermäßigen Vermehrung einer bestimmten Sorte von weißen Blutkörperchen, die die Schleimhaut des Darms schädigen. Es kommt zu einer heftigen Immunreaktion im Dünndarm, vergleichbar mit einer Allergie, die innenliegenden Zotten werden zerstört. Diese sind für die Aufnahme von Nahrungsbestandteilen zuständig. Wenn sie ausfallen, drohen Mangelernährung und bei Kindern extreme Entwicklungsstörungen.

Wichtige Nährstoffe, wie etwa Vitamine, Eisen und Kalzium. können vom Organismus gar nicht mehr aufgenommen werden. Die Folgen sind eine allgemeine Schwäche, bei Kindern starker Eisenmangel bei Erwachsenen eine Folsäureanemie. 

Es kann sogar zu Knochenschwund (Osteoporose) kommen, und da zusätzlich auch noch die Fettverdauung durch die Glutenunverträglichkeit gestört ist, wird dieser wichtige Energieträger zu großen Teilen ungenutzt wieder ausgeschieden.

Die Kranken magern stark ab.

Bei Kindern zeigt sich das Leiden meist zwischen dem sechsten und zwölften Lebensmonat, wenn sie neben der Milch zum ersten Mal Breinahrung mit Getreide bekommen.

Bereits etwa jeder sechshundertste Säugling wird mit Zöliakie geboren.

Seit kurzem gibt es aber einen einfachen  Antikörper-Bluttest  zur Früherkennung,  den der  Kinderarzt durchführen kann.

Bei einer glutenfreien Ernährung erholt sich der Dünndarm der Kleinen rasch. Sie sind wieder fröhlich und nehmen zu.

Im Erwachsenenalter entwickelt sich die Zöliakie langsam, so daß die Symptome über lange Zeit unauffällig bleiben. Um sicher zu gehen, ist eine Magenspiegelung unumgänglich. Dabei wird eine Gewebeprobe aus dem Zwölffingerdarm, der an den Magen anschließt, entnommen. Von Fall zu Fall braucht der Arzt für eine genaue Diagnose aber auch Gewebeproben aus dem Dünndarm.

Wenn alles auf eine Glutenunverträglichkeit hinweist, ist es ratsam, sofort mit einer Spezialdiät zu beginnen. Betroffene müssen auch nicht ganz auf Getreideprodukte verzichten, denn Reis, Mais und Hirse enthalten keine Klebereiweiße. Zudem gibt es für die Kranken Fertigprodukte, wie glutenfreies Brot, Mehl und Teigwaren.

Milch, Fleisch, Fisch, Eier, Obst und Gemüse können unbeschränkt gegessen werden. Allerdings müssen die Kranken sehr vorsichtig sein mit anderen Fertigprodukten, weil viele Getreidebestandteile enthalten.

Noch müssen an Zöliakie Erkrankte ein Leben lang strikte Spezialdiät halten. Doch das wird eines Tages vorbei sein, hoffen Experten.

Genforscher arbeiten daran, ganz bestimmte Glutenbestandteile auszuschalten. In etwa zehn Jahren könnte somit ein glutenfreies Roggenbrot auf dem Markt sein.

(Ein Artikel aus der Zeitschrift “Laura”)

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